Mösbacher Männerchor sorgte mit seinem Konzert für mitreißende Stunden

„Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich“. Dass diese Wahrheit aus Herbert Grönemeyers Song „Männer“ auch im Zeitalter von Feminismus und Gender-Mainstreaming seine Berechtigung hat und zumindest im Kirschendorf vortrefflich zum Klingen kommt, durften die Besucher beim Konzert des Männerchors „Eintracht“ Mösbach live miterleben. Denn auf der Bühne standen „nur“ Männer, was aber einzig und allein in der Natur der musikalischen Sache lag, denn der Gastgeber ist ein reiner Männerchor und die „älteste badische Boygroup“, Vokal5mal, bestand ebenfalls nur aus Sängern. Doch dem aufmerksamen Zuschauer fiel sofort auf, dass die „Special Guest“ mit ihren herrlichen Stimmen und uriger Comedy nur zu viert im Scheinwerferlicht standen.
Doch im Laufe ihres Gastspiels lüfteten die Gäste das Geheimnis um den unsichtbaren fünften Mann, denn der war kein Geringerer als Friedemann Nikolaus, der musikalischer Mentor des Quartetts ist und seit 18 Jahren mit großem Erfolg den Männerchor Mösbach dirigiert. Damit war auch klar, wer die putzmuntere und um keinen Kalauer verlegene Boygroup verpflichtete, die vor langer Zeit mit ihrem Programm „Scherzinfarkt“ viele Fans von einem Lachinfarkt in den nächsten befördert hatte. Comedy und A-cappella-Gesang vom Feinsten waren angesagt, denn was Jürgen Bauer, Frank Bauer, Hans-Joachim Bleier und Günther Droll darboten, war sehr niveauvoll, originell und humorvoll. Faszinierend war, wie „nur“ vier Männer zu solch einer gesanglichen Leistung in geradezu perfekter Harmonie fähig sind. Denn wenn jede Stimmlage nur einmal besetzt ist, dann müssen die Einsätze bei Songs wie „I Can See Clearly Now“ und „Männer“ exakt sein und jeder einzelne Ton muss sitzen.
Getreu dem Motto „Manche singen Bass, manche singen besser“ ließen sie dann doch Hans-Joachim Bleier als Solisten ran und der packte mit „Probiers mal mit Bass“ die Gelegenheit beim Schopf und sang sich hinunter bis ins tiefe Kontra A. Das war ein Genuss und den krönten nach dem „Badkapp-Song“ und dem „Rock Me“ die Akteure auf der Bühne mit dem wunderschönen alten Volkslied „Wo’s Dörflein traut zu Ende geht“.
Dass in Mösbach eine sehr gute Chorarbeit gemacht und feiner Gesang gepflegt wird, ist in der Chorlandschaft bestens bekannt. Denn wer in der heutigen Zeit 40 Sänger mit einem Altersschnitt von 40 Jahren um den Vorsitzenden Johann Klumpp und Dirigent Friedemann Nikolaus formiert, der hat alles richtig gemacht; dies durften die Zuhörer zur versierten und erfrischenden Moderation von Michael Irsfeld in vollen Zügen genießen. Denn das Konzert stand unter dem Thema „Emotion“ und von „ganz weit oben“ über „Gefühle“ bis zu „verrückten Träumen“ hatte der Chor ein attraktives Programm erarbeitet, das mit Hits wie „Halleluja“ von Cohen, „Engel“ von Rammstein und „Mann im Mond“ von „Die Prinzen“ aufwartete. Der jeweilige Stil wurde gut herausgearbeitet, das Klangbild war homogen und es war zu spüren, dass viel Probenarbeit hinter den sauberen Darbietungen steckte.
Wie breit gefächert das Repertoire ist, wurde an dem schönen und verträumten „Schifferlied“ von Friedrich Silcher deutlich; dem gegenüber stand moderne alpenländische Lyrik „Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk“ im Stile von Rainhard Fendrich oder die wundersamen Abenteuer des Don Quijote zwischen Windmühlen und dem „Vogelbeerbaum“. In allen Stilrichtungen war der Chor zu Hause, die Zuhörer waren begeistert und die Männer bewiesen eindrucksvoll, dass Mösbacher Frauen für die „schönsten Träume“ sorgen können. Roland Spether
Die „Eintracht“ bot viel Emotion