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- Geschrieben von: Ewald Klumpp
- Kategorie: Zeitungsberichte
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Achern-Mösbach (sp). Als die „rote Lola“ im Rampenlicht der Theaterbühne in Mösbach stand, ein neues Gasthaus eröffnen wollte und nicht mit ihren Reizen geizte, da waren Turbulenzen programmiert. Einige der ansonsten ziemlich vorlauten Herren des Ensembles gingen in volle Deckung, erinnerten sich an ihre Jugendsünden und 600 Besucher hatten einen Riesenspaß.
Die „rote Lola“ alias Jolante Schmuser (Annette Ohnmacht) war unter ihren roten Haaren wild entschlossen, den Vater ihrer Tochter Elsi (Alina Haas) just in jenem Dorf ausfindig zu machen, in dem sie das Gasthaus „Zur roten Eule“ betrieb und einige erwartungsfrohe Herren zum Dämmerschoppen anlockt.
Es war ein Lustspiel der Extraklasse, das Regisseur Hans Peter Doll für das Ensemble des Männerchors „Eintracht“ aussuchte. Unter dem Motto „Die (un)ehrenwerte Nachbarschaft“ wurden nach der Begrüßung des Vorsitzenden Manuel Klumpp alle Register des urigen Mutterwitzes und der köstlichen Gaudi gezogen. Die Spielfreude stand den Akteuren auf der Bühne ins Gesicht geschrieben. Sie schlüpften vom wunderlichen Pantoffelhelden über resolute Hausfrauen bis zur cleveren Oma perfekt in ihre Rollen und zeigten eine famose Bühnenpräsenz gewürzt mit viel Humor, so dass sie immer wieder Szenenapplaus erhielten. Das Ganze spielte vor einem herrlichen Bühnenbild, das Norbert Klumpp und Manfred Doll mit so viel Liebe und Können zimmerten, dass sich Spieler und Zuschauer wie in einem echten Dorf fühlten, in dem sogar ein Brunnen munter plätscherte.
Die Idylle schien perfekt, bis in das Gasthaus wieder Leben einzog und die Nachbarsleute Minna Plupp (Sabrina Huber) und Werni Plupp (Ewald Klumpp) mit Sohn Wölfi (Hansjörg Doll) sowie Wiltrud Stöpsel (Verena Reith) und Hugo Stöpsel (Manuel Klumpp) ziemlich vorwitzig wurden. Einzig Oma Käddi (Maria Doll) bewahrte ruhig Blut, behielt hinter ihrem Rollator den Überblick und sah das Unheil auf die Mannsbilder zueilen. Ein Vaterschaftstest bei der Landärztin (Patricia Klumpp) sollte Klarheit schaffen, zumal der eine das Malheur auf den anderen schob und in die väterlichen Turbulenzen auch Bürgermeister (Marcell Doll) und Wachtmeister (Matthias Streck) verwickelt waren. Das Drama nahm seinen Lauf, jeder versuchte seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und seinen guten Ruf zu wahren. Doch die „rote Lola“ ließ nicht locker und Falle schnappte erneut zu: Es war Werni. Der bekam sein Fett ab, aber staunte nicht schlecht, dass ihm der anständige Herr Bürgermeister seinen Wölfi ins Nest legte.
Das Theaterspiel der Sänger hatte auch ein kleines Jubiläum: Vor 100 Jahren beschlossen die Verantwortlichen, „zur Belustigung der Mitbürger“ Theater zu spielen. Der damalige Ortspfarrer und Förderer des Dorflebens, Josef Nitz, war so begeistert, dass er selbst die Regie übernehmen wollte. Ob 1924 auch eine „rote Lola“ den Männern den Kopf verdreht und diese an alles andere, nur nicht ans Theaterspiel dachten, ist nicht überliefert. Nach dem Beschluss sollten noch drei Jahre ins Land gehen, bis 1927 zwei Stücke aufgeführt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es Oberlehrer Fahrländer, der das Laienspiel 1949 wieder zum Leben erweckte und zu neuer Blüte führte.