Lustspiel setzt Theatertradition in Mösbach fort / Filmriss nach „wilder Party“
Achern-Mösbach (sp). Rocker im Dorf, Milchkanne am Ehebett, Lippenstift auf Sektgläsern: In dem ansonsten eher ruhigen und beschaulichen Kirschendorf braute sich zu Dreikönig hin einiges zusammen, denn es gab mitten im kalten Winter einen fröhlicher Frühlingszauber mit Strickwesten, Schlappen und Rockmusik der besonderen Art. Wenn dann noch im Beisein von Oberbürgermeister Klaus Muttach und Ortsvorsteherin Gabi Bär ohne Gemeinderatsbeschluss das Motto „Damenbesuch ist in Mösbach nicht verboten“ ausgegeben wird, dann kann nur das Ensemble des Männerchors „Eintracht“ mit seinem Vorsitzenden Johann Klumpp und Regisseur Hans Peter Doll einen Theater-Knaller vom Feinsten präsentieren. Dabei wurden in der nun schon 92-jährigen Lustspiel-Tradition alle Register gezogen, die Halle war an zwei Abenden nahezu ausverkauft und die Schauspieler auf der Bühne zeigten das volle Programm eines richtig schönen Lustspiels mit allem Drum und Dran.

„Frühlingserwachen – oder auf gute Nachbarschaft“ lautete der Titel des Stücks, mit dem ein Jubiläum verbunden war. Denn es war das 40. Theaterspiel des Männerchors in der Drei-Kirschen-Halle, dessen Schauspiel-Tradition aber bereits die Zahl 100 anvisiert und damit eine Leistung im Blick hat, die einmalig ist und von den Sängern auch nach allen Regeln der Kunst gepflegt wird. Dazu gehörten meisterlich errichtete Kulissen der Bühnenbauer Norbert Klumpp und Dieter Doll, auch die Maskenbildnerinnen Stefanie Schoch, Sandra Kientz und Manuela Hertel sorgten für ein perfektes Outfit zwischen biederen Hausfrauen mit Kittelschürze, fußkranken Ehemännern und rockenden Bikern mit schulterlangen Haaren.

 

Kurzum, von der Auswahl des herrlichen Lustspiels über malerische Dorfkulissen bis zur hellwachen Bühnenpräsenz der Akteure mit „Running-Gags“ der Spezialmarke „Mäschbach“ stimmte alles, so dass die Besucher klassisches Laientheater von seiner allerschönsten Seite erleben durften.

Dazu gehört ganz selbstverständlich, dass die befreundeten Nachbarinnen Irmtraud Dürr (Annette Ohnmacht) und Rosemarie Aumüller (Maria Doll) ihren holden Ehemännern Ernst-Wolfgang Dürr (Matthias Streck) und Hans-Dieter Aumüller (Ewald Klumpp) die Wünsche förmlich von den Lippen ablasen und sie nach einem harten Beamtentag mit Fußbad, Strickweste und Hausschuhen verwöhnten. „Dorfbrätsche“ und „Naseweise“ erster Güteklasse sind auch die unternehmungslustigen Schwestern Ulrike (Verena Reith) und Margarete (Alina Ott), die eines schönen Tages die Nachricht herumposaunen, dass ein „Bischof Stefan“ in Mösbach auf dem Nachbargrundstück Ferien machen würde. Alle Alarmglocken bimmelten in höchsten Tönen, das Dorf wurde mit Fähnchen geziert und die Bürger zogen ihre Sonntagskleider an, um den hohen Gast aus Freiburg zu begrüßen. Der kam dann auf einem knatternden Bike, hieß Stefan Bischoff (Manfred Doll) und hatte als „Mesner“ einen Klaus Küster (Manuel Klumpp) dabei. Es waren alles andere als kirchliche Würdenträger, denn sie outeten sich als Freizeit-Rocker, verdrehten der Damenwelt gehörig die Köpfe und gaben mit ihren Motorrädern mächtig Gas. Während die Schwestern in ihren rosaroten Kleidchen endlich die Gelegenheit beim Schopf packen wollten, sehnten sich die „Heimchen am Herd“ nach Freiheit und Abendteuer – und alle trafen sich bei einer wilden Party. Das Ende vom Lied war ein Filmriss bei allen liebeshungrigen Akteuren, die Ehemänner versackten beim Schafkopf-Spiel und alle wunderten sich, wie denn um Himmelswillen die Reizwäsche auf den Maibaum gelangen konnte.

 

2019 01 08 ABB